Ich habe seit fast 50 Jahren ST-Anlagen auf dem Dach, aber zur Anschaffung einer ST-Anlage auf einem normalen Wohnhaus würde ich heute unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten (d.h. Hobbyaspekte oder gesetzliche Vorgaben außen vor gelassen) nur noch in Ausnahmefällen raten: Insbesondere wenn entweder der Wärmebedarf im Sommerhalbjahr überdurchschnittlich hoch ist oder die Hauptheizung in dieser Zeit besonders unwirtschaftlich arbeitet. Letzteres war früher praktisch der Normalfall, aber bei neuen Gas- und selbst Ölkesseln sollte das heutzutage nur noch eingeschränkt vorkommen. Und Wärmepumpen arbeiten gerade im Sommer sogar besonders wirtschaftlich.
Als Partner für eine Wärmepumpe bringt eine ST deshalb kaum Vorteile. Als Partner einer Gastherme spart eine ST immerhin fossile Energieträger ein – im Jahresmittel vielleicht 10-20%. Je teurer das Gas wird (evtl. auch weil der Gesetzgeber immer höhere Anteile von teurem Biomethan verlangt), desto eher kann sich eine ST rechnen. Aber zusätzlich zu einer Gastherme sollte man eine ST heutzutage höchstens dann anschaffen, wenn in den nächsten 15-20 Jahren kein Übergang zu einer Wärmepumpe geplant ist: So lang braucht man in jedem Fall, bis sich eine ST-Anlage über die Gaseinsparung amortisiert hat, und nach Installation einer WP bringt die ST nur noch marginale Einsparungen. Als Zusatzbedingung würde ich formulieren, dass die ST auf keinen Fall den nötigen Platz für eine ausreichend dimensionierte PV-Anlage wegnehmen darf.
In Zusammenarbeit mit modernen Heizsystemen würde ich eine ST-Anlage eigentlich nur empfehlen, wenn als Hauptheizung eine Pellet- oder gar Scheitholzheizung eingesetzt wird. Die arbeiten im extremen Teillastbetrieb besonders unwirtschaftlich, und deshalb ist es besser, wenn man sie mit Hilfe einer ST-Anlage z.B. in den vier Sommermonaten komplett abschalten kann.
Gegen den Einsatz einer ST-Anlage auch zur Heizungsunterstützung (z.B. über einen Kombikessel) ist aus meiner Sicht grundsätzlich nichts einzuwenden, aber im Vordergrund sollte dabei immer der Sommerbetrieb (Warmwasserbereitung) stehen. Eine ST-Anlage wegen der Heizungsunterstützung so groß zu bemessen, dass sie im Sommer häufiger als an wenigen Tagen in Stagnation geht ist nicht nur unwirtschaftlich, sondern geht auch aufs Material. Und mehr als 20% Energieeinsparung wird man damit trotz allem kaum schaffen – außer vielleicht in sehr gut gedämmten Gebäuden, die aber von vornherein besser mit einer Wärmepumpe (und dann natürlich ohne ST) beheizt werden sollten.
Immerhin würde ich gerne einige hier aufgestellte Behauptungen über ST-Anlagen relativieren, insbesondere was die Betriebskosten betrifft. Zum Einen haben ordentlich installierte, qualitativ hochwertige ST-Anlagen nach meiner Erfahrung extrem niedrige Wartungs- und Reparaturkosten. Bei unserer ersten Anlage (1979-2003) gab es nur einen einzigen Reparaturfall (Temperaturfühler aus mürbe gewordener Kunststoffverkleidung gerutscht), bei der zweiten Anlage (2003-2022) überhaupt keinen. Beide Anlagen sind in 24 bzw. 19 Betriebsjahren nicht gewartet worden. Ich habe auch noch nie in einer unserer ST-Anlagen die Wärmeträger-Flüssigkeit ersetzt. Beide Anlagen funktionierten dennoch bis zuletzt einwandfrei und mussten nur wegen Umbaumaßnahmen abgebaut werden. An Pumpenstrom verbraucht unsere jetzige Anlage (siehe Signatur) weniger als 60 kWh im Jahr: Mit Netzstrom wären das 18 EUR, mit PV-Strom (was auf einem EFH/ZFH heutzutage die Regel sein sollte) 5 EUR.
Auch noch von Bedeutung kann die Tatsache sein, dass eine ST-Anlage beim Ertrag gegen Teilverschattung unempfindlicher ist als eine PV-Anlage. Deshalb kann man unter Umständen Dachflächen für eine ST noch gut nutzen, die für eine PV-Anlage nicht mehr geeignet sind. Im Dauerschatten (z.B. auf Nordflächen) ist eine ST-Anlage allerdings nicht betreibbar, da sie (anders als die PV) diffuses Licht kaum nutzen kann.