Beiträge von sailor773

    Dachausrichtung ist Nord-Ost, Gaube noch und Verschattung durch den Nachbarn, deswegen wurde mir bisher von Allen bezüglich einer Photovoltaikanlage dringendst abgeraten.

    Also unter den Umständen würde ich von einer PV auf diesem Dach auch abraten. Die Frage wäre höchstens ob es eine unverschattete Südwest-Fassade oder einen entsprechenden Balkon gibt, wo vielleicht etwas geht.

    warum ich eigentlich bei 121 qm Wohnfläche (Spitzboden und Keller wird wohnlich genutzt) Fussbodenheizung auf 2 Etagen 37700 kWH an Erdgas im Durchschnitt benötige

    Hiervon abziehen muss man zunächst das, was der Ecopower zur Stromerzeugung verbraucht. Wenn die Rechnung von alikante stimmt waren das ca. 6.500 kWh, geteilt durch den Wirkungsgrad von 83% (Hs) gibt ca. 7.800 kWh Erdgas. Auf die Wärmeerzeugung entfallen somit ca. 29.900 kWh Erdgas. Berücksichtigen muss man weiter den schlechten Gesamtwirkungsgrad des Ecopower, der ohne Brennwertnutzung arbeitet. Bei 14.000 kWh Ecopower-Wärme gehen im Vergleich zu einer modernen Gastherme auch noch mal ca. 14% (2000 kWh) auf diese Weise verloren. Aber auch mit rechnerischen 27.900 kWh Gasverbrauch für die reine Wärmeerzeugung kommt man auf 230 kWh pro Quadratmeter im Jahr: Alles andere als ein günstiger Wert.

    Die Fußbodenheizung sorgt zwar für ein angenehmes Raumklima und Brennwert-taugliche Rücklauftemperaturen, aber wenn das Haus schlecht isoliert ist (das scheint mir hier der Fall zu sein), muss sie halt auch die verloren gegangene Wärme nachliefern.

    Als mögliche Schuldige für den hohen Wärmeverbrauch fallen mir spontan ein:

    • Schlechte Dämmung, insbesondere möglicherweise im beheizten Spitzboden? Im Keller wird man mit vertretbarem Aufwand nur wenig machen können, vielleicht dort eine Innendämmung?
    • Zugige Fenster? Schlecht isolierte Haustür ohne Windfang?
    • Bewohnerverhalten, z.B. Dauerlüften über gekippte Fenster anstatt Stoßlüften?

    Insgesamt scheint mir aber das Einschalten eines Energieberaters hier sinnvoll. Der könnte beispielsweise auch mal im Winter eine IR-Aufnahme von Dach und Fassade machen um zu sehen wo tatsächlich die Wärme rauspfeift.

    Jedenfalls: So lang nicht geklärt ist wo der hohe Wärmeverbrauch herkommt und was man dagegen machen kann, würde ich von der Anschaffung einer Wärmepumpe trotz FBH abraten.

    Beim hohen Stromverbrauch solltest Du folgendes prüfen (und zwar von der Bedeutung her – nach unseren Erfahrungen – in dieser Reihenfolge):

    • Beleuchtung: Sind alle Leuchtmittel auf LED umgerüstet? Bei uns hat seinerzeit auch "Lichtdisziplin" viel gebracht, d.h. das konsequente Ausschalten von Leuchten in Räumen, wo gerade niemand ist.
    • Kühlgeräte: Ich würde mal bei jedem Kühlgerät mit einem handelsüblichen Steckdosen-Messgerät (für weniger als 20 EUR beim Baumarkt erhältlich) eine Woche lang den Stromverbrauch messen. Alles was mehr als 0,5 kWh pro Tag verbraucht sollte ersetzt werden (moderne Geräte brauchen die Hälfte). Besonders verdächtig sind amerikanische Geräte und ggf. der alte Kühlschrank im Keller.
    • Heizpumpe: Eine moderne Hochleistungspumpe sollte in einem 120 m2 Haus nicht mehr als 10 Watt brauchen. Alte Pumpen mit 40-80 Watt Leistung (entspricht 2-400 kWh/Jahr) gehören auf den Schrott.
    • Was auch noch viel Strom frisst sind alte Kondensations-Wäschetrockner. Hier würde ich ggf. auf einen modernen Wärmepumpen-Trockner umsteigen, wobei Qualitätsware hier besonders wichtig ist.
    • Überraschend viel Strom kann auch die Büro-Elektronik verbrauchen. In den meisten Fällen wird man da nicht viel machen können, aber es lohnt sich vielleicht, auch hier mal nachzumessen: besonders bei "Durchläufern" wie Telefonanlagen, Router oder Speicher.

    Zudem hat eine Gasheizung Bereitstellungsverluste bzw. einen nicht optimalen Wirkungsgrad im Taktbetrieb sowie maximal Heizwertnutzung bei der Warmwasserbereitung und macht dementsprechend nicht aus 1 kWh Gas 1 kWh Wärme, sondern eher 0,7 kWh Wärme

    Das halte ich für zu pessimistisch. Wenn die Leistung der Therme ausreicht, kann man ohne weiteres TWW mit 30 K Spreizung machen. Unsere Therme (18 kW) zieht das Wasser unten in unserem 750l Hygienespeicher mit 30°C ab und erreicht damit bei "Vollgas" 60°C Vorlauf. Mit 30°C Eintrittstemperatur (die bleibt bis zum Ende der TWW-Ladung unverändert) müsste trotz der hohen Austrittstemperatur nahezu der volle Brennwerteffekt nutzbar sein. Und was den Taktbetrieb betrifft: Wir fahren das TWW (300 Liter im oberen Bereich des Hygienespeichers) von 60°C bis 48°C runter bevor die Therme anspringt, dann schaltet sie sich für TWW nur zweimal am Tag an. Damit sollte (anders als bei einer Wärmepumpe) der Wirkungsgrad einer Gastherme in der TWW-Bereitung kaum schlechter sein als bei der Raumheizung.

    Beobachtet habe ich das vor einigen Jahren, als wieder mal der Stirling ausgefallen war. Letzterer bringt mit 6 kW(th) nur 10 K Spreizung, so dass die Kesseleintrittstemperatur in der TWW-Bereitung bis 50°C steigen muss bevor er fertig ist. Damit kriegt man dann wirklich nur den Heizwert raus.

    Um die Sinnhaftigkeit einer Wärmepumpe beurteilen zu können, müssten Informationen da sein wie Jahreswärmeverbrauch, Vorlauftemperatur und am besten noch die beheizten Quadratmeter (um die energetische Qualität des Gebäudes einschätzen zu können).

    Deshalb bin ich da ganz bei der Lösung von Neuendorfer , mit einer Ausnahme – nämlich dem Heizstab.

    Ein anständiger Heizstab mit mindestens 6 kW kostet um EUR 200, plus Installation. Aber selbst wenn schon einer da ist müsste man beim Verheizen von PV-Überschuss-Strom sicherstellen, dass auch wirklich nur die Überschüsse dort "verbrannt" werden – sonst wird's sehr teuer. Also müsste man zusätzlich noch eine elektronische Mimik installieren, die den Heizstab nur dann ansteuert, wenn auch Überschüsse da sind. Der Controller von unserer Wallbox, der sowas kann, hat über 300 EUR gekostet. Ob es deutlich günstigere Lösungen gibt weiß ich nicht, aber Bastellösungen scheiden m.E. aus (es sei denn der Betreiber wäre gelernter Elektriker).

    Und die Einsparungen sind im Gegenzug nicht bedeutend. Bei Gaskosten von 10 ct/kWh, einer modernen Therme und einer EEG-Einspeisevergütung von knapp 8 ct/kWh spart man pro kWh gerade mal zwei Cent. Angenommen der TWW-Verbrauch beträgt 4000 kWh (das wären 11 kWh/Tag bzw. 80 Liter Warmwasser pro Tag und Person), so würde man bei vollständiger TWW-Bereitung aus Überschuss-Strom ca. 4000*0,02= 80 EUR im Jahr sparen. In Wirklichkeit dürfte es kaum die Hälfte sein, weil man im Winterhalbjahr (und im Sommer bei Schlechtwetter) den PV-Strom wohl weitgehend im Haushalt benötigt.

    Fazit: Um maximal 40 EUR im Jahr zu sparen, würde ich mir das mit dem Heizstab nicht antun.

    |__|:-)

    Übersättigt kann der Markt eigentlich nicht sein. Wir haben in Deutschland allein ca. 22 Mio Ein- und Zweifamilienhäuser, aber nur ca. 1,7 Mio Wärmepumpen. Selbst wenn man ansetzt, dass womöglich die Hälfte dieser Gebäude für eine WP technisch wenig geeignet sind (schlecht gedämmt und/oder mit hohen Heizkreistemperaturen), bleibt da immer noch jede Menge Luft nach oben.

    Ob das eine gute Idee ist, lasse ich mal dahingestellt. Ich hoffe jedenfalls, dass auch Ikea-WP's von Fachbetrieben ausgelegt und installiert (und nicht vom Kunden selbst zusammengeschraubt) werden. Insofern frage ich mich schon, was der Vorteil dabei sein sollte, eine WP von Ikea zu kaufen. Aber für mich ist das ein Zeichen, dass die Wärmepumpe im "Mainstream" angekommen ist.

    Die Kernfrage war ja wie man bei einer PV-Anlage Lastmanagement betreiben kann, und ob und ggf. wie das zunehmende Auftreten von Zeiten mit negativen Strompreisen den optimalen Betrieb einer PV-Anlage beeinflusst. Für den Fall, dass das nicht klar herausgekommen ist, möchte ich gerne noch mal folgendes festhalten:

    Die EEG-Einspeisevergütung für heutige PV-Anlagen in der Überschusseinspeisung liegt meist um 8 ct/kWh. Bezugsstrom kostet bei normalen Tarifen um 30 ct/kWh, also lohnt es sich eigentlich immer, große Verbraucher soweit möglich mit PV-Strom zu betreiben. Nur ist das Potential dafür im Haushalt begrenzt: Moderne Waschmaschinen verbrauchen pro Waschgang oft nur 0,6 kWh, moderne Trockner etwa 1,1 kWh und Geschirrspüler ca. 0,8 kWh. Andere große Verbraucher wie Herd, Beleuchtung oder Büro-Elektronik lassen sich so gut wie gar nicht "angebots-orientiert" betreiben. So richtig geeignet für Lastmanagement sind (vom Stromspeicher abgesehen) eigentlich nur das E-Auto (vorausgesetzt das Auto kann tagsüber, wenn die PV läuft, auch zu Hause angesteckt werden) und die Wärmepumpe, wobei letztere vor allem im Winter viel Strom verbraucht, wo nur wenig PV-Strom vorhanden ist.

    Unsere Erfahrung (PV-Anlage seit 2010, siehe Signatur) ist, dass sich mit ca. 8.000 kWh Stromverbrauch und einer PV-Anlage, die ca. 8.000 kWh im Jahr erzeugt, in einem normalen Haushalt (ohne Stromspeicher, E-Auto oder Wärmepumpe) im Jahresmittel kaum mehr als 30% Autarkie erreichen lässt: Und das auch nur, wenn man darauf achtet, Waschmaschinen etc. nach Möglichkeit bei Sonne laufen zu lassen. "Smarte" Geräte braucht man dafür übrigens nicht, es reicht wenn man gelegentlich nach dem Wetter schaut und den Start über eine Zeitfunktion einstellen kann.

    (Die Kombination von BHKW und PV erhöhte bei uns die Autarkie dann auf 70%, wobei der Nutzungsgrad der PV-Anlage durch Substitution von 30% auf 24% zurückging. Das ist aber in diesem Thread nicht das Thema.)

    Mit der Anschaffung zweier E-Autos, die zu Hause wenn möglich mit PV-Überschuss geladen werden (mit Hilfe smarter Wallboxen geht das etwa 8-9 Monate im Jahr fast immer, im Winter vielleicht zu 50%) ist der Verbrauch von PV-Strom um ca. 2.000 kWh pro Jahr angestiegen.

    Mehr wäre aus meiner Sicht nur mit Hilfe eines Stromspeichers zu erreichen. Heutzutage (mit Speicherpreisen von 400 €/kWh oder weniger) kann sich das rechnen. Um die mögliche Einsparung durch einen Stromspeicher abschätzen zu können, empfehle ich Tools wie dieses. Man wird dabei feststellen, dass man mit Hilfe eines vernünftig dimensionierten Stromspeichers (Kapazität in kWh = Jahresstromverbrauch in MWh ohne E-Auto) den Eigenverbrauch von PV-Strom ungefähr verdoppeln kann – aber auch dass höhere Speicherkapazitäten als etwa der Hälfte des Tagesverbrauchs entspricht nur noch einen sehr geringen Grenznutzen bringen.

    Mit Stromspeicher ist das Lastmanagement natürlich entspannter, aber angesichts Speicherverlusten um 10% lohnt es sich immer noch den PV-Strom möglichst direkt zu verbrauchen. Zum Laden von E-Autos sind Hausstromspeicher wegen der vergleichsweise geringen Kapazität kaum geeignet. Das Laden mit PV-Überschuss geht ohnedies am Stromspeicher vorbei (genauer: Das Laden des Autos mit PV-Überschuss beginnt dann erst wenn der Stromspeicher geladen ist).

    Tarife mit variablen Strompreisen erfordern – damit sie einen messbaren Nutzen bringen – ein iMSys. Sie haben aber für Betreiber einer PV-Anlage einen deutlich geringeren Nutzen als für andere Verbraucher, weil außerhalb der Wintermonate die niedrigen Strompreise meist zu den Zeiten auftreten, wo man den Strombedarf auch aus der eigenen Anlage decken kann. Wegen der Steuern und Abgaben muss der Börsenstrompreis schon auf Werte unter ca. minus 10 ct/kWh (-100 EUR/MWh) sinken, bevor der Strombezug aus dem Netz kostengünstiger wäre als der Eigenverbrauch von PV-Strom. Solche Zeiten sind derzeit noch so selten und so kurz, dass es sich m.E. nicht lohnt dafür den Aufwand für ein speziell darauf ausgerichtetes Lastmanagement zu betreiben.

    Wenn man allerdings eine Wärmepumpe hat und diese in den sonnenarmen Wintermonaten (mit Hilfe einer elektronischen Mimik und eines ausreichend großen Wärmespeichers) häufig preis-angepasst laufen lassen kann, sollte man auch als PV-Betreiber zumindest prüfen ob sich so ein Tarif lohnt.

    Die dynamischen Strompreise kann man doch nur mit einem iMSys (intelligentes MessSystem) nutzen, oder?

    Richtig. Bei Anbietern wie Tibber kann man zwar auch ohne iMSys Strom beziehen, aber dann wird der Preis nach Standardprofilen errechnet. Ein gezieltes Ausnutzen negativer Preisspitzen ist damit nicht möglich.

    "Abgaben, Umlagen, Steuern, Entgelte, Netzgebühren" - könnt Ihr dazu bitte ein paar Zahlen nennen.

    Die aktuellen Zahlen sehen ungefähr (es gibt teils regionale Abweichungen) wie folgt aus:

    • Netznutzungsentgelte 10,7 ct/kWh
    • Stromsteuer 2,05 ct/kWh
    • Konzessionsabgabe 1,7 ct/kWh ("Wegelagerer"-Abgabe an die Kommunen)
    • §19-NEV Umlage 1,56 ct/kWh (zahlen die Verbraucher dafür, dass stromintensive Unternehmen von Netzentgelten entlastet werden X()
    • Offshore-Netzumlage 0,82 ct/kWh (deckt die Kosten für die Anbindung von Offshore-Windanlagen)
    • KWKG-Umlage 0,3 ct/kWh (legt die Kosten für die KWKG-Zuschläge auf alle Verbraucher um)

    Die Summe dieser Posten beläuft sich auf ca. 17,1 ct/kWh netto, die auch bei einem Börsenstrompreis von Null ct/kWh anfallen. Darauf werden dann noch 19% Umsatzsteuer fällig, so dass der Verbraucher im Extremfall selbst bei einem Börsenstrompreis von Null seinem Lieferanten noch mehr als 20 ct/kWh für Bezugsstrom zahlen muss – allfällige Gewinnmargen noch gar nicht mitgerechnet.

    Jetzt kann das abhängig von den Umständen – jetzt oder in Zukunft – auch weniger sein bzw. werden:

    • Wer eine Wärmepumpe oder Wallbox über einen separaten Zähler betreibt, kann sich auf diesen Strom die beiden letztgenannten Umlagen erstatten lassen, zahlt also brutto ca. 1,3 ct/kWh weniger. Für diese Art von Verbrauchern sind auch Teil-Entlastungen bei den Netzentgelten möglich, als Ausgleich für die temporäre Abregelung bei Netzengpässen.
    • Die Netznutzungsentgelte sollen zukünftig generell entsprechend der Netzbelastung gestaffelt werden. Wer dann beispielsweise in Zeiten hoher PV-Überschüsse Strom aus dem Netz bezieht, zahlt darauf weniger Netzentgelte. Aber wie hoch die Differenz sein wird und wann (bzw. ob überhaupt) dies auch beim Privatverbraucher ankommt, weiß ich nicht. Jedenfalls würde dies ein iMSys erfordern.
    • Der neue Koalitionsvertrag sieht eine deutliche Reduzierung der Stromsteuer vor. Aber angesichts der klammen Kassenlage (neue Wohltaten wie Mütterrente, Umsatzsteuer-Ermäßigung in der Gastronomie oder die Rentengarantie wollen ja auch bezahlt werden) fürchte ich, dass das erst mal nicht kommt – oder wenn, dann nur für Gewerbebetriebe (und dann wahrscheinlich nicht mal für alle).
    • Und schließlich bleibt es den Anbietern überlassen, ob sie die genannten Kosten vollständig im Arbeitspreis in ct/kWh abbilden oder ob ein Teil davon in der fixen Grundgebühr steckt.

    Aber auf absehbare Zeit wird man auch bei einem Börsenstrompreis von Null immer noch mit Stromkosten von deutlich oberhalb 10 ct/kWh rechnen müssen. Außer während kurzzeitigen, extremen Preiseinbrüchen (wie am 11.05.25 mittags) ist es da fast immer günstiger, eigenen PV-Strom selbst zu verbrauchen.

    Wäre es sinnvoll, E-Auto-Ladung, Boiler oder Speicher automatisch auf diese Zeiten zu legen?

    Unsere go-e Wallbox bietet mit Hilfe eines "Controllers" eine solche Funktionalität an, d.h. man könnte damit das Auto (oder auch andere Verbraucher) automatisch laden, wenn der Börsenstrompreis unter eine bestimmte einstellbare Schwelle fällt. Aber wenn man das eine Zeitlang beobachtet stellt man fest, dass nicht ganz zufällig – jedenfalls von März bis Oktober – niedrige Strompreise fast immer zu Zeiten hoher PV-Leistung auftreten. Börsenstrompreise um oder unter 0 EUR/MWh kommen mittlerweile zwar ziemlich oft vor, aber da kommen halt immer noch die Netzgebühren, Steuern und Umlagen sowie auf alles die Umsatzsteuer oben drauf. Dass man insgesamt mit einem variablen Strompreis deutlich weniger zahlt als für die (entgangene) EEG-Einspeisevergütung aus der eigenen PV-Anlage ist derzeit noch eher selten. Wir haben deswegen zwar Wallboxen mit Überschussladung, aber keinen variablen Strompreis (wobei sich Letzteres in einigen Jahren natürlich ändern kann, wenn die negativen Preisspitzen häufiger und tiefer werden).

    Die örtlichen Stadtwerke bieten HT/NT an, das reicht mir.

    Machen wir auch so, allerdings ist der feste Rhythmus von HT/NT bei uns immer noch der von Anno Tobak, als nachts der überschüssige Braunkohle- und Atomstrom weitergebracht werden musste: NT-Phase ist Werktags 22:00h bis 06:00h sowie Samstags ab 13:00h bis Montag 06:00h. Trotzdem kommen wir beim Bezugsstrom – mit PV und BHKW, aber ohne Stromspeicher – auf mehr als 65% NT-Anteil. Die E-Autos werden hauptsächlich mit PV-Überschuss geladen, im Winter zusätzlich mit NT-Strom.

    Da mein Ziel ist, max. Selbstversorgung und -verbrauch zu haben, war mir klar, dass ich mehr Batterie brauche.

    Markus, wir schreiben ja hier auch für Leute, die für eine evtl. PV-Anlage (vermutlich auch mit Stromspeicher) erst in der Planungsphase sind. Ich will Deine Anlagenauslegung keineswegs kritisieren, möchte aber – für hier mitlesende Dritte – darauf hinweisen, dass das von Dir gewählte Ziel einer maximalen Selbstversorgung keineswegs das wirtschaftliche Optimum darstellt. Die von Dir beschriebene Anlage ist meiner Meinung nach eine Luxus-Lösung, die unter Hobby-Aspekten in Ordnung ist, aber Leuten die rechnen müssen nicht empfohlen werden könnte.

    Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre bei dem von Dir angegebenen Stromverbrauch (ca. 8.200 kWh/a) die maximale Nutzung des Süddaches mit 11,9 kWp – und einem geschätzten Jahresertrag von 13.900 kWh laut PVGIS – völlig ausreichend. Den Stromspeicher würde ich dabei maximal mit 12 kWh auslegen. Mit Hilfe dieses Tools lässt sich abschätzen, dass damit ein Autarkiegrad von 68% (entspricht 5.580 kWh) erreicht werden könnte. Mit 24 kWh Speicher wären 75% Autarkie (6.150 kWh) erreichbar, d.h. die Verdoppelung der Speicherkapazität brächte lediglich 574 kWh oder 10% mehr Eigenverbrauch.

    Mit der tatsächlichen Anlagengröße (19,2 kWp, davon 11,9 kWp Süd + 7,3 kWp Nord, geschätzter Jahresertrag lt. PVGIS = 18.860 kWh) errechnet das Tool für einen hypothetischen Stromspeicher mit 12 kWh einen Autarkiegrad von 73% (5.990 kWh). Mit 24 kWh kommen 81% (6.640 kWh) heraus.

    Der Vergleich ergibt: Die zusätzliche Investition in 7,3 kWp auf dem Norddach bringt einen zusätzlichen Ertrag von ca. 4.960 kWh, aber lediglich 410 kWh (mit 12 kW Speicher) bzw. 490 kWh (mit 24 kWh Speicher) höheren Eigenverbrauch. Mehr als 90% des zusätzlichen Ertrages aus der Nord-Anlage werden demnach ins Netz eingespeist (übrigens hauptsächlich an sonnigen Sommertagen, wenn sowieso schon zu viel PV-Strom im Netz ist). Rechnet man den eingesparten Bezugsstrom mit 30 ct/kWh und die EEG-Vergütung mit 8 ct/kWh, so bringen die 7,3 kWp auf dem Norddach einen Ertrag von ca. 505 EUR/Jahr (69 EUR/kWp). Die Süd-Anlage allein würde mindestens 5.580 kWh Bezugsstrom einsparen (1.674 EUR) und weitere 8.000 kWh einspeisen (640 EUR), gibt zusammen 2.314 EUR/Jahr bzw. 194 EUR/kWp, also fast das Dreifache von dem, was durch die zusätzliche Investition in eine Nordanlage erreicht werden kann.

    Erstes Fazit: Wenn eine ausreichend große PV-Anlage auf einem Süddach gebaut werden kann ("ausreichend groß": kWp = Stromverbrauch in MWh mal 1 bis 1,5), ist eine zusätzliche Nord-Anlage i.d.R. kaum wirtschaftlich.

    Ein ähnlicher Vergleich kann bei den Speichergrößen gemacht werden. Bei der reinen Süd-Anlage würde ein 12 kWh Speicher rechnerisch 34 Prozentpunkte zusätzliche Autarkie bringen, also 2.790 kWh. Rechnet man den Vorteil daraus mit 21 ct/kWh (Bezugsstrom 30 ct/kWh minus entgangener EEG-Vergütung 9 ct/kWh einschl. Speicherverlusten), so bringt dieser Speicher einen Ertrag von ca. 586 EUR/Jahr. Bei angenommenen Speicherkosten von 400 EUR/kWh ohne Wechselrichter kommt damit eine Amortisationszeit unter zehn Jahren heraus, was nicht schlecht ist. Verdoppelt man aber die Speichergröße, so erhöht sich der Eigenverbrauch nur um 574 kWh (120 EUR). Die Amortisationszeit für die zusätzliche Speicherkapazität verfünffacht sich damit und wäre weit länger als die zu erwartende Lebensdauer des Speichers. Die Rechnung für die größere Anlage sieht mit 650 kWh Differenz kaum besser aus.

    Zweites Fazit: Speicherkapazitäten von deutlich mehr als dem halben Tagesverbrauch sind zu heutigen Speicherpreisen reines Hobby (außer es stehen andere Aspekte im Vordergrund, z.B. der Einsatz als Notstromversorgung – wobei auch Letzteres für deutsche Privathaushalte m.E. in erster Linie Hobbycharakter hat).

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