Hallöche,
ich hab mal eine recht provokante Überschrift gewählt,
weil das was ich hier Euch präsentieren möchte, wirklich unglaublich, ja in der Tat fantastisch klingt.
Doch ist es wirklich soooo unrealistisch???
Ich hab heut nochmal ein paar paar Argumente für den Ausbau der BHKWs versucht mit Zahlen zu untermauern.
Begleitet mich ein Stück und werft einen Blick in's Wunderland
Grundüberlegungen
- aus rein klimatischen Gründen, wird in Deutschland Wärme benötigt.
- bei der Erzeugung, besser gesagt Umwandlung von Energie wird automatisch Wärme erzeugt (Ausnahme Wind/PV). Der Wärmeanteil liegt i.d.R. sogar deutlich über den Anteil der Energie. Das Verhältnis der Wärme zum Strom entspricht ungefähr dem Verhältnis 2:1
Erkenntnis,
wenn schon Wärme bei der Stromerzeugung abfällt, dann sollte diese Wärme auch genutzt werden, da iwr in Deutschland eh einen Wärmebedarf haben.
Zahlen für die weiteren Überlegungen
- installierte Heizungen in Deutschland: ca. 17mio
- jährlicher Sanierungsbedarf(Austausch): ca. 700.000
- jährlicher Energiebedarf der privaten Haushalte zur Wärmeerzeugung(ohne elektrische Erzeuger): ca. 55mio t SkE, das entspricht rund 448 mrd. kwh
Erkenntnis,
der durchschnittliche private Haushalt bedarf ca. 448mrd. kwh / 17mio Heizungen = 26.353 kwh Wärme
(bei näherungsweise Spitzenlast von 9kw)
Szenario
- Aus der Erkenntnis, dass es ja Sinn macht bei der Deckung des Wärmebedarf's gleich Strom mit zu erzeugen,
schauen wir es uns mal an, wie es wäre, wenn 50% der privaten Haushalte Ihren Wärmebedarf durch ein BHKW decken würden.
- bei der Erzeugung von 26.353 kwh Wärme, könnte im BHKW-Betrieb ca. 13.176 kwh Strom erzeugt werden
- wenn bei 50% der Haushalte, also 8,5 mio Haushalten ein BHKW läuft, wären es in der Summe also 13.176kwh/Haushalt * 8,5mio Haushalte = 112mrd kwh.
- CO2-Einsparung im Vergleich zum deutschen Strommix: 112 mrd kwh x (514 – 49) = 52 mio t CO2
- CO2-Einsparung im Vergleich zum Braunkohlekraftwerk: 112 mrd kwh x (1153 - 49) = 123 mio t CO2
Ein Betrag von 123 mio Tonnen CO2 entspricht ca. 15% des CO2-Ausstoßes der BRD.
Ein erstaunlicher Wert, oder?
Warum wird immer wieder behauptet, das 20% Einsparungsziel wird kaum noch zu schaffen sein, wenn allein ein paar BHKW's schon einen Riesen-Beitrag dazu leisten könnten?
einige, daraus resultierende erstaunliche Zahlen
- bei den aktuellen Rahmenbedingungen(Förderzeitraum, Bedarf hoher Stromeigennutzung, etc.) ist eine monovalente Betriebsweise kaum möglich. Dies wäre bei reinem Heizungsersatz allerdings zu hinterfragen...was dann Betriebsstunden von ca. 2.500 zur Folge hätte. dies würde sogar ein aktives Spitzenlastmanagment für die Netze ermöglichen.
- Bei einem durchschnittliche Spitzenlast von 9kw, würden das durchschnittliche BHKW 4,5kw elektrische Leistung haben. Zusammen genommen wäre das eine Kraftwerkskapazität von 8,5mio * 4,5kw = 38 GW (!!!)
Dies entspricht in etwa 50% der in Deutschland aktuell installierten Leistung
- Durch ein Spitzenlastmanagment würde diese Leistung sogar als bisher sehr teure Regelenergie zur Verfügung stehen, die auch noch viel schneller reagieren könnte, als gängige Systeme. Bei Einsatz von elektrischen Heizpatronen könnte in Notfällen(Netzspitzen) sogar in beiden Richtungen geregelt werden.
Einige Argumente
- Der Einsatz von Gasbetriebenen BHKW's würde massiv die Importabhängigkeit steigern.
Ja, in der Tat. Der Gasbezug von 111,3 mio t SKE, würde sich um ca. 13% erhöhen. Ein wirklich schmerzlicher Wert
- Der Betrieb von BHKWs, ist zu teuer und wäre nur mit Subventionierungen bezahlbar
Ist das wirklich so? Die Erzeugung einer kwh im BHKW kostet ungefähr 9-16 ct (bei gasbetrieb eher untere Grenze)
Der aktuelle EEX-Preis von 8ct ist nicht wirklich viel billiger...und dieser Strom muss auch noch zu den Verbrauchern transportiert werden (Netzkosten)
- Die Anschaffungskosten sind nicht bezahlbar
In der Tat, die Anschaffungskosten liegen deutlich über den einer normalen Heizung, was vor allem an der bisherigen Kleinserienfertigung liegt. In Großserien die man ,wie im Szenarion beschrieben von 350.000 BHKWs pro Jahr, bräuchte wären Anlagenpreise denkbar, die nur geringfügig höher liegen würden.
Erkenntnis: Es bedarf Mechanismen, welche die Herstellerkapazitäten deutlich erhöhen.
- Was bräuchte es um die Kapazitäten zu erhöhen?
Eine entsprechende Nachfrage der Verbraucher
- Wie könnte man diese Nachfrage stärken?
Durch eine zeitlich befristete, planbare Subventionierung der Anlagenpreise.
- Das ist doch nicht bezahlbar, oder?
Dies könnte man durchaus mal durchrechnen...Ziel: 350.000 zu installierende BHKWs im Jahr
benötigter, anfäglicher Zuschuss von ca. 2.000€/kwp = 3,15 mrd. Euro
- Das ist zu hoch, wie sollte man das bezahlen?
Ist es wirklich "zu" hoch?
Zur Erneuerung des bestehenden Kraftwerksparks werden auch enorme Summen benötigt, die min. mit 1.000/kwp zu Buche schlagen.
Im Rahmen des EEG werden vergleichbare Summen investiert, was sicherlich richtig ist, aber im Vergleich weniger CO2-Einsparung bringt.
- Und wie bezahlt man das nun?
z.B. könnte man es wie bisher über eine Umlage auf die Stromverbraucher finanzieren (ähnlich dem EEG, oder dem heutigen KWK-Zuschlag)
Wenn wirklich alle Stromverbraucher (Jahresbedarf ca. 520 TWh) sich daran beteiligen würden, wären das Kosten von 3,5mrd. EUR / 520TWh = 0,6 ct/kwh
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