Gefühlt installiert jetzt jeder PV – sollen wir auch mitziehen?

  • In letzter Zeit haben mehrere Nachbarn bei uns Solaranlagen aufs Dach gesetzt, und ehrlich gesagt, es bringt mich auch ins Grübeln.

    Wir wohnen im Einfamilienhaus, ein Teil vom Dach wäre noch frei. Unser Stromverbrauch ist nicht gerade niedrig – aber ich hab mich bisher kaum mit dem Thema beschäftigt.
    Von Förderungen und Einspeisevergütung hört man ja immer mal wieder was, aber so richtig durchblicke ich das nicht.

    Daher meine Frage:
    Ist jetzt noch ein guter Zeitpunkt, um in PV zu investieren? Oder ist man eigentlich schon zu spät dran?
    Gibt es Dinge, auf die man unbedingt achten sollte, bevor man startet?

    Würde mich freuen, wenn hier jemand ein bisschen aus der eigenen Erfahrung berichten könnte 😊

  • Es ist nie zu spät. Dach maximal belegen, Strom kann man immer brauchen. Auch die Nordseite, Fassade (wenn's passt) und Garage.

    Für Selbstbauer (und sonst eigentlich auch immer wegen des sehr guten Ertrags) ist u.a. das System von Enphase sehr empfehlenswert

    photovoltaikforum.com wäre eine gute Anlaufstelle für Planung und Beratung. Aber stell gerne auch hier mal ein Luftbild des Daches ein.

    Beispiel unsere Anlage. Wir haben drei Elektroautos und dadurch einen sehr hohen Stromverbrauch. Unsere 25kWp-Photovoltaikanlage liefert seit Mitte Februar komplett den Strom für die Heizung/Wärmepumpe und für die Elektroautos

  • Mit dem Solarspitzengesetz, das seit dem 25. Februar 2025 für alle neu installierten PV-Anlagen gilt, hat der Gesetzgeber es unattraktiver gemacht, einfache PV-Anlagen ohne Speicher zu installieren. Es gibt keine Vergütung mehr bei negativen Börsenpreisen. Hier muss man irgendwie erfassen, was zu diesen Stunden erzeugt bzw. eingespeist wurde, wenn man sich nicht pauschal etwas abziehen lassen will. Hinzu kommt eine Einspeisebegrenzung: Neue Anlagen ohne iMSys-Steuerbox dürfen nur 60 Prozent ihrer Nennleistung einspeisen. Hier emfpfielt sich ein Stromspeicher, der nicht zu klein sein sollte. Die gezielte Selbstnutzung, Speicherung oder flexible Einspeisung von Solarstrom sind jetzt noch wichtiger als früher.

    Die Fragen sind: Was sind die Dachflächen und Ausrichtungen? Wie hoch ist der Stromverbrauch und wann tritt der Verbrauch auf? Tagsüber sind alle daheim, oder auf Arbeit und abends wird der Strom verbraucht, wenn die Sonne untergegangen ist? Werden E-Autos geladen und wann? Gibt es eine Wärmepumpe oder ist das geplant?

  • Ist jetzt noch ein guter Zeitpunkt, um in PV zu investieren? Oder ist man eigentlich schon zu spät dran?

    Wenn man geeignete Flächen hat, ist eine PV-Anlage eigentlich immer richtig. Zu spät ist es dafür nie.

    Dach maximal belegen, Strom kann man immer brauchen. Auch die Nordseite, Fassade (wenn's passt) und Garage.

    Dach maximal belegen ja. Aber Nordseiten (damit meine ich alle Ausrichtungen zwischen Nordwest und Nordost) würde ich aus wirtschaftlichen Gründen nur belegen wenn die Dachneigung gering ist oder andere geeignete Flächen nicht verfügbar sind. Dann lieber zusätzliche Module auf die Südfassade packen (siehe unten). Außerdem würde ich Flächen unbelegt lassen, die mehr als 2-3 Stunden am Tag verschattet sind.

    Eine Belegung von unverschatteten (!) Südwest- bis Südost-Fassaden und/oder -Balkonen kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn man eine Wärmepumpe hat oder anschaffen will. Der Ertrag pro Modul ist zwar übers Jahr deutlich geringer als bei Anlagen auf geneigten Dächern, aber im Winter (wo die WP viel Strom braucht) ist er fast gleich hoch wie bei Dachanlagen und es kann kein Schnee drauf liegen bleiben.

    Stromspeicher waren noch vor kurzem meist unwirtschaftlich. Aber die Preise sind letzthin deutlich günstiger geworden, selbst Qualitätsspeicher kriegt man mittlerweile für weniger als 400 EUR pro kWh Kapazität (plus Kosten für Installation und Wechselrichter). Damit sind nunmehr Amortisationszeiten von weniger als zehn Jahren erreichbar, und Entwicklungen wie das o.g. Solarspitzengesetz machen einen Stromspeicher zusätzlich attraktiv. Als Faustregel gilt: Stromverbrauch in MWh/Jahr = Speicherkapazität in kWh = Mindestgröße PV in kW(Peak). Für das Laden eines E-Autos ist allerdings ein Hausstromspeicher nur von sehr begrenztem Nutzen: Lädt man ein E-Auto z.B. nachts aus einem üblichen (voll geladenen) Hausspeicher mit 6-12 kWh, so bringt das gerade mal 30-60 Kilometer. Für Toaster oder Kaffeemaschine ist dann kein Strom mehr übrig, und außerdem akkumuliert man Ladeverluste.

    Für Selbstbauer (und sonst eigentlich auch immer wegen des sehr guten Ertrags) ist u.a. das System von Enphase sehr empfehlenswert

    Das System von Enphase hat in den Modulen integrierte Wechselrichter. Der Vorteil ist die vergleichsweise einfache Installation und die Tatsache, dass man nicht auf Stranglängen achten muss: Insbesondere kann das die Installation von PV auf "schwierigen" Dächern oder Fassaden (z.B. bei mehreren kleinen Flächen mit unterschiedlichen Ausrichtungen) erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen. Nachteile sind höhere Kosten und die Tatsache, dass man bei diesem System – wenn man einen Stromspeicher hat oder später will – keinen Hybridwechselrichter einsetzen kann. Deshalb kann die Frage, ob so ein System vorteilhaft ist, nur nach den Gegebenheiten vor Ort beantwortet werden.

    Von Förderungen und Einspeisevergütung hört man ja immer mal wieder was, aber so richtig durchblicke ich das nicht.

    Für eingespeisten Strom bekommt man nach dem EEG 20 Jahre lang eine feste Vergütung in Höhe von (derzeit) knapp 8 ct/kWh. Manche Kommunen geben zusätzlich noch Fördergelder für PV-Anlagen, da müsstest Du Dich vor Ort erkundigen. Aber heutzutage rechnen sich PV-Anlagen nicht wegen der Förderung, sondern werden dadurch wirtschaftlich, dass man möglichst viel teuren Bezugsstrom durch PV-Strom ersetzen kann.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    Einmal editiert, zuletzt von sailor773 (24. April 2025 um 20:45)

  • Ja mit der Nordseite habe ich mich unklar ausgedrückt.

    Norddach belegen: oft sinnvoll

    Fassade Ost-Süd-West, sinnvoll, wenn sie relativ unverschattet ist.

    Man kann Hybridwechselrichter oft mit Modulwechselrichtern kombinieren.

    An der Fassade oder dem Schuppen z.B. jeweils Modulwechselrichter, auf dem Dach ein auf Strings basierendes System.

  • Damit klar wird was ich mit der PV auf der Nordseite meine, habe ich mal in dem angehängten Diagramm (als Beispiel für einen mittelguten PV-Standort wie Minden) die monatlichen PV-Erträge laut PVGIS aufgetragen: Einmal für eine optimal ausgerichtete Südanlage mit 35° Dachneigung (für die ein Jahresertrag von 1.060 kWh/kWp ausgeworfen wird), und zum Vergleich die Erträge für eine Anlage auf der Südfassade (Jahresertrag 763 kWh/kWp), für eine Anlage auf einem Ost/West-Dach mit 35° Dachneigung (Jahresertrag 793 kWh/kWp) und für eine Anlage auf einem Norddach mit 10° Dachneigung (Jahresertrag 792 kWh/kWp). Letzteres für 10°, weil für größere Dachneigungen v.a. im Winterhalbjahr kaum noch Ertrag rauskommt.

    Die drei suboptimalen Ausrichtungen haben jeweils einen ähnlichen Jahresertrag (etwa 70% im Vergleich zum Optimum). Natürlich ist es deshalb immer am besten, wenn man seine PV-Anlage auf ein Dach mit Südost- bis Südwest-Ausrichtung und optimaler Dachneigung (25-45°) legen kann. Solche Flächen (sofern unverschattet) sollte man deshalb bis zum Anschlag mit PV voll machen. Ost/West-Lagen haben (bei gleichen Investitionskosten) je nach Dachneigung um 20-30% schlechtere Erträge, aber wenn der Giebel nach Süden zeigt hat man halt keine andere Wahl. Dafür steht bei Ost/West-Anlagen oft die doppelte Dachfläche zur Verfügung.

    Wenn man aber mehr PV machen möchte (vor allem weil man eine Wärmepumpe mit möglichst viel PV-Strom unterstützen möchte), ist wegen der weitaus höheren Erträge im Winterhalbjahr eine Fassaden-Anlage im Süden – sofern unverschattet und technisch möglich – allemal besser als eine Dachanlage mit Nordausrichtung. Letztere bringt im Sommerhalbjahr mehr Strom, aber da hat man sowieso meist mehr als man verbrauchen kann. Im Winter (wo eine Wärmepumpe den meisten Strom verbraucht), bringt eine Süd-Fassadenanlage sogar etwas mehr Ertrag als eine optimale Dachanlage. Eine gleich große Nord-Anlage bringt dagegen im Winter selbst bei mäßiger Dachneigung kaum mehr als ein Drittel.

    Dateien

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    2 Mal editiert, zuletzt von sailor773 (7. Mai 2025 um 12:36)

  • Ich hab mir letzten Herbst meine PV machen lassen. Hier die Eckdaten:

    • Ausrichtung Dach: 6° Süd-Abweichung, 30° Dachschräge
    • Nordseite: 16 Module, Südseite: 26 Module (mehr Fläche war einfach nicht vorhanden), 19.2 kWp
    • 3x Victron MP2-8000, 10x Pylontech US-5000 (48kWh), 6x MPPT 250/70
    • Tagesverbrauch: zwischen 20 - 25 kWh

    Zu deinen Fragen:

    • "Lohnt sich PV" - definitiv ja. Ich betreibe meine Anlage zur Reduzierung meiner Stromkosten und das funktioniert prima. Batterie ist 2x so groß wie mein Tagesverbrauch und Mitte März hab ich 4 "Dunkeltage" überbrücken können, bis ich auf Grid-Strom zurückgreifen musste.
    • "Worauf man achten sollte" - auf alles. Victron ist max. flexibel und man hat die Haus-USV out-of-the-box. Ich hab mein PV DC-gekoppelt mit 6xMPPT. Teilverschattung von Strängen hält sich auf erträglichem Maß damit.
    • "PV auf Nordseite" - lohnt sich. Vor allem bei bewölktem Himmel krieg ich im Norden den gleichen Ertrag wie im Süden. Besonders in der Winterzeit bist du über jedes kW froh, das vom Dach kommt. Guck dir mal das Hands-On Video an, ich fand das sehr hilfreich.


    Das sind meine Erträge der letzten Tage auf den einzelnen MPPT's, die wie folgt belegt sind:

    • North_A: 2x4 Module
    • North_B: 2x4 Module
    • South_A: 2x4 Module
    • South_B: 1x4 Module
    • South_C: 2x3 Module
    • South_D: 2x4 Module

    Soviel zu "meiner Erfahrung". :saint:

  • Laut aktuellen Berichten macht Solarstrom inzwischen 10 % des Stromverbrauchs in Deutschland aus. Auch wenn Windkraft etwas nachgelassen hat, scheint PV vieles auszugleichen.

    Mich würde interessieren: Habt ihr in diesem Jahr Änderungen vorgenommen? Zum Beispiel Speicher nachgerüstet, Smart Meter genutzt oder eure Stromnutzung bewusst angepasst?

    Was hat sich für euch wirklich gelohnt – und wo gab es vielleicht auch Enttäuschungen?

    Bin gespannt auf eure Erfahrungen.

  • Habt ihr in diesem Jahr Änderungen vorgenommen?

    Meine PV wurde am 11.12.2024 mit 24kWh BattiePacks in Betrieb genommen. Konnte also Erfahrung über die Zeit der Wintersonnenwende sammeln. Kurz vor Weihnachten gabs dann einen Sonnentag, an dem ich Einspeisen musste, weils nicht mehr in den Akku gepasst hat. 2 Tage später hatte ich dann Netzbezug weil wenig Sonne und Akku leer. Da mein Ziel ist, max. Selbstversorgung und -verbrauch zu haben, war mir klar, dass ich mehr Batterie brauche. Anfang Februar 2025 hab ich nochmal 24kWh nachgerüstet. Ich erhoffe mir dadurch mehr "Übertrag" in Sonnenarme Zeiten zu bekommen - wie gut das klappt, kann ich dir nächstes Frühjahr sagen :) (wie schon erwähnt, im März hab ich 4 Tage überbrücken können)

    Smart Meter genutzt oder eure Stromnutzung bewusst angepasst?

    Ich hab für jede Etage im Haus einen eigenen (ungeeichten) Verbrauchszähler an meiner Victron-Anlage hängen. (KG=Heizung, WW-WP, Umlufttrockner; EG=Mama, OG=ich, DG=Hobbyraum) Die sind für mich ein Überblick, wieviel Strom pro Etage verbraucht wird und evtl. mal für interne Abrechung. Zusätzlich hab ich (hauptsächlich in meiner Etage) viele Schaltsteckdosen mit Energiemessung verbaut, so dass ich bei einzelnen Geräten den Verbrauch sehe und natürlich auch über die Heimautomatisierung viel Potential zum Energiesparen bekomme. Beispielsweise schlaf ich abends oft auf der Couch vor der Gloze ein. Früher ist dann Fernseher und Surroundverstärker die ganze Nacht durchgelaufen - jetzt schalte ich das Entertainmentsystem automatisch nach 5 min. über die Steckdose aus, wenn nur noch "Standby-Verbrauch" vorhanden ist. Selbiges mach ich mit dem Kaffevollautomat. Ein tolles Feature was sich daraus ergibt: Wenn der WT im Keller im "Auflockerungsmodus" ist (erkennt man am Stromverbrauch), schalte ich den WT aus und krieg ne Meldung im Mediacenter. Funktioniert auch mit meiner WaMa im Dachboden. Die Schaltsteckdosen hab ich viel länger, als meine PV und hab damit gut 2-3 MWh/Jahr einsparen können.

    Bewusste Stromnutzung - nein, das ist eher unterbewusst ^^. Meine Mama hat von mir die Anweisung bekommen, sich so zu verhalten wie früher, aber die wäscht eh lieber bei schönem Wetter so das hier immer optimale Nutzung gelebt wird. Ich selbst bin noch im "neues Spielzeug Modus" - schaue also stündlich auf mein Grafana und weiss wie voll der Akku ist. Was ist tatsächlich "bewusst" mache ist, mir die Wettervorhersage anzusehen und meine WaMa, SpüMa und WT dann einzuschalten, wenn ich für den nächsten Tag "ausreichend" PV Ertrag angezeigt bekomme. OpenMeteo ist ziemlich gut mit ihren Vorhersagen bei "Global Tilted Irradiance" und "CloudCover". Da bin ich aber selbst noch im Sammelmodus von Erfahrung. Bei mir fehlt auch noch der Heizungsumbau, der eigentlich das was ich momentan Einspeise, in Wärme umwandeln soll (LW-WP, Elektroheizer, usw.)

    Bin gespannt auf eure Erfahrungen

    Darfs auch eine "Erkenntniss" sein? :saint: Und da zitiere ich jetzt gerne den Harald Lesch: "Energiewende betrifft nicht nur den Strom, sondern immer auch die Wärmeerzeugung". Und da ergibt sich tatsächleich ein enormes Potential, wenn man den Strom "eh schon hat". Ich will versuchen, auch meinen Wärmespeicher so auszulegen, dass ich Wärmeenergie von Sonnentagen auf Wolkentage übertragen kann.

    Eine andere "Erkenntniss" in dem Thematik: Jeder hat individuelle Gegebenheiten, jeder hat individuelle Ziele, jeder hat individuelle Anforderungen - somit ist jede Anlage individuell und muss individuelle Abgestimmt sein. Du kannst das "modular" betrachten und dich "iterativ" deinem Optimum nähern.
    Z.B: Was hast du für Dachflächen? Verschattung? Ausrichtung? Daraus ergibt sich, ob du besser mit AC oder DC Kopplung arbeitest. Ergebniss: Du hast die Eckdaten von der PV und das WR System.
    Nächster Schritt Akku: Wieviel Strom verbrauchst du, welche Zielvorgaben hast du und was liefert die PV. Daraus ergibt sich die Größe vom Akku und welche Akkus du einsetzen kannst.
    Wenn dieses "3er Gespann" (PV,WR,AKKU) (theoretisch) feststeht, dann umsetzen und daraus deine indiviuellen Erfahrungen machen und deine nächsten Schritte planen. Übrigens - es gibt kein System, dass nur Pro und komplett ohne Con ist. Um Kompromisse auf Kosten von Effizienz/Funktion/Anschaffungskosten kommt man nicht herum. Für mich war das, was der Eierlegenden Wollmilchsau am nächsten kommt, eben Vicron, weil es viele gut durchdachte Funktionen mitbringt und extrem fexibel ist. Dafür teurer und nicht den allerhöchsten Wirkungsgrad (aber immer noch sehr gut ;)). Meine Pylontechs integrieren sich gut in das System, 19" Module=gutes Handling, Preis pro kWh top (imho). Aber bei 48VDC sind die Verluste halt höher als bei einem Hochvoltsystem. 6MPPTs mit 11 Strängen regeln mir super die teilverschattungen weg, dafür wieder mehr DC Verlust und in der Anschaffung teuerer. Alles in allem bin ich mit meinem System hochzufrieden (natürlich auch mangels vergleich :P), hab einen ganzen Pool von Möglichkeiten den Strom zu nutzen, bin ganzjährig Stromausfallfest (und ja, auf dem Land ist das gar nicht mal so selten) und kann meine Heizung jetzt mit realen Zahlen aus der PV planen (LW-WP mit 6kW Stromaufnahme - geht). Dafür ist der Kosten-Einsparungs-Nullpunkt erst in 16 Jahren - für mich war und ist das Ok.

    Mit meinem schrittweisen Vorgehen, versuche ich mir schlechte Erfahrungen zu ersparen.Ich hab mich sehr viel mit jeder einzelnen Komponente beschäftigt und mich teilweise tief in die Themenbereiche eingearbeitet. Der Teufel steckt im Detail und je mehr Details du selbst kennst, desto weniger Teufelchen können sich einschleichen. Ich hab mir viele Angebote angesehen und durch mein angeeignetes Wissen oft schnell erkannt, warum diese "günstige Angebot" mich am Ende "teuer zu stehen" bekommen wäre. Man darf auch nicht vergessen, das wir immer nur für das "Heute" als Gegebenheit betrachten können. Wer kann vorhersagen, was die nächsten 30 kommt (und geht) - die PV Module werden jedenfalls in dieser Zeit kostenlos Strom für mich produzieren den ich nutzen kann.

    Ich hoffe das dir das weiterhilft :saint:
    LG Markus

  • Da mein Ziel ist, max. Selbstversorgung und -verbrauch zu haben, war mir klar, dass ich mehr Batterie brauche.

    Markus, wir schreiben ja hier auch für Leute, die für eine evtl. PV-Anlage (vermutlich auch mit Stromspeicher) erst in der Planungsphase sind. Ich will Deine Anlagenauslegung keineswegs kritisieren, möchte aber – für hier mitlesende Dritte – darauf hinweisen, dass das von Dir gewählte Ziel einer maximalen Selbstversorgung keineswegs das wirtschaftliche Optimum darstellt. Die von Dir beschriebene Anlage ist meiner Meinung nach eine Luxus-Lösung, die unter Hobby-Aspekten in Ordnung ist, aber Leuten die rechnen müssen nicht empfohlen werden könnte.

    Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre bei dem von Dir angegebenen Stromverbrauch (ca. 8.200 kWh/a) die maximale Nutzung des Süddaches mit 11,9 kWp – und einem geschätzten Jahresertrag von 13.900 kWh laut PVGIS – völlig ausreichend. Den Stromspeicher würde ich dabei maximal mit 12 kWh auslegen. Mit Hilfe dieses Tools lässt sich abschätzen, dass damit ein Autarkiegrad von 68% (entspricht 5.580 kWh) erreicht werden könnte. Mit 24 kWh Speicher wären 75% Autarkie (6.150 kWh) erreichbar, d.h. die Verdoppelung der Speicherkapazität brächte lediglich 574 kWh oder 10% mehr Eigenverbrauch.

    Mit der tatsächlichen Anlagengröße (19,2 kWp, davon 11,9 kWp Süd + 7,3 kWp Nord, geschätzter Jahresertrag lt. PVGIS = 18.860 kWh) errechnet das Tool für einen hypothetischen Stromspeicher mit 12 kWh einen Autarkiegrad von 73% (5.990 kWh). Mit 24 kWh kommen 81% (6.640 kWh) heraus.

    Der Vergleich ergibt: Die zusätzliche Investition in 7,3 kWp auf dem Norddach bringt einen zusätzlichen Ertrag von ca. 4.960 kWh, aber lediglich 410 kWh (mit 12 kW Speicher) bzw. 490 kWh (mit 24 kWh Speicher) höheren Eigenverbrauch. Mehr als 90% des zusätzlichen Ertrages aus der Nord-Anlage werden demnach ins Netz eingespeist (übrigens hauptsächlich an sonnigen Sommertagen, wenn sowieso schon zu viel PV-Strom im Netz ist). Rechnet man den eingesparten Bezugsstrom mit 30 ct/kWh und die EEG-Vergütung mit 8 ct/kWh, so bringen die 7,3 kWp auf dem Norddach einen Ertrag von ca. 505 EUR/Jahr (69 EUR/kWp). Die Süd-Anlage allein würde mindestens 5.580 kWh Bezugsstrom einsparen (1.674 EUR) und weitere 8.000 kWh einspeisen (640 EUR), gibt zusammen 2.314 EUR/Jahr bzw. 194 EUR/kWp, also fast das Dreifache von dem, was durch die zusätzliche Investition in eine Nordanlage erreicht werden kann.

    Erstes Fazit: Wenn eine ausreichend große PV-Anlage auf einem Süddach gebaut werden kann ("ausreichend groß": kWp = Stromverbrauch in MWh mal 1 bis 1,5), ist eine zusätzliche Nord-Anlage i.d.R. kaum wirtschaftlich.

    Ein ähnlicher Vergleich kann bei den Speichergrößen gemacht werden. Bei der reinen Süd-Anlage würde ein 12 kWh Speicher rechnerisch 34 Prozentpunkte zusätzliche Autarkie bringen, also 2.790 kWh. Rechnet man den Vorteil daraus mit 21 ct/kWh (Bezugsstrom 30 ct/kWh minus entgangener EEG-Vergütung 9 ct/kWh einschl. Speicherverlusten), so bringt dieser Speicher einen Ertrag von ca. 586 EUR/Jahr. Bei angenommenen Speicherkosten von 400 EUR/kWh ohne Wechselrichter kommt damit eine Amortisationszeit unter zehn Jahren heraus, was nicht schlecht ist. Verdoppelt man aber die Speichergröße, so erhöht sich der Eigenverbrauch nur um 574 kWh (120 EUR). Die Amortisationszeit für die zusätzliche Speicherkapazität verfünffacht sich damit und wäre weit länger als die zu erwartende Lebensdauer des Speichers. Die Rechnung für die größere Anlage sieht mit 650 kWh Differenz kaum besser aus.

    Zweites Fazit: Speicherkapazitäten von deutlich mehr als dem halben Tagesverbrauch sind zu heutigen Speicherpreisen reines Hobby (außer es stehen andere Aspekte im Vordergrund, z.B. der Einsatz als Notstromversorgung – wobei auch Letzteres für deutsche Privathaushalte m.E. in erster Linie Hobbycharakter hat).

    |__|:-)

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)