Die Vorlauftemperatur müsste von derzeit 70° C (lt. Inbetriebnahmeprotokoll von Brötje vom Dezember 2021 und ich weiß nicht, ob diese mal im Rahmen einer Wartung reduziert wurde) auf 55° C reduziert werden. Den hydraulischen Abgleich hatten wir schon 2012 gemacht, als der Sanevo WhisperGen (Sterling-BHKW) installiert wurde. Seither wurde an der Anlage nichts mehr verändert, so dass wir diesen hydraulischen Abgleich auch für die Brennstoffzelle so übernommen haben. Ob der noch so passt, wenn wir eine Wärmepumpe installieren würden, muss sich zeigen. Aber nach mittlerweile 12 Jahren kann das vermutlich auch nicht schaden.
Vom ersten Satz bin ich etwas erschüttert, und dem letzten Satz kann ich deshalb nur zustimmen. 70°C Nenn-Vorlauftemperatur braucht in einem halbwegs ordentlich gedämmten Haus (was bei Dir der Fall ist) eigentlich kein Mensch. Jetzt weiß ich nicht ob den hydraulischen Abgleich in 2012 ein Faulbär durchgeführt hat, der einfach mit VL/RL = 70/50°C in die Rechnung reingegangen ist und die Heizkörper daraufhin eingestellt hat (d.h. die arbeiten jetzt maximal mit halber Fläche), oder ob die Heizkörper bei Dir grotesk unterdimensioniert sind (weil 1980 ein Sparbrötchen am Werk war), oder ob der Installateur der Brötje-Therme der Faulbär war, der ohne Rücksicht auf das Ergebnis des hydraulischen Abgleichs einfach die Werkseinstellung bei 70°C gelassen hat.
Je nachdem wie das aussieht würde ich Dir raten, den hydraulischen Abgleich von einem wirklichen Fachbetrieb wiederholen zu lassen, der alles daran setzt die Vorlauftemperaturen in dem Haus runterzubringen. Wenn dafür tatsächlich einzelne Heizkörper durch leistungsfähigere ersetzt werden müssen, ist es das allemal wert. Aber möglicherweise ist das ja gar nicht nötig.
Bis dahin kannst Du aber schon mal selbst ausprobieren, was das Haus wirklich braucht. Die Jahreszeit ist für so einen Test vorzüglich geeignet: Stell doch einfach mal an der Brötje-Therme die Heizkurve (die vermutlich auf 1,5 oder noch höher eingestellt ist) auf 1 runter und beobachte, ob das Haus noch warm wird. Wenn Du eine moderne Gegendruck-gesteuerte Hochleistungs-Heizpumpe eingebaut hast, wird die danach etwas schneller laufen, weil dann bei gegebener AT die Thermostatventile weiter aufmachen. Aber zu niedrig ist die Heizkurve erst, wenn die Pumpe ständig annähernd auf Volllast läuft und die Räume dennoch nicht warm werden. In dem Fall stellst Du die Heizkurve einfach wieder etwas höher, so lang bis es passt.
Wenn es möglich ist die VLT auf 50°C oder noch weiter abzusenken, würde ich hier – wie meine Vorredner – eine monovalente Wärmepumpe empfehlen. Du sparst dann einfach die Fixkosten der Gastherme: Gas-Grundgebühr, Kaminkehrer-Überprüfung und Wartung – auch wenn man die Wartungsintervalle bei einer Gastherme, die kaum je läuft, problemlos auf drei Jahre ausdehnen kann (mache ich auf Anraten des HB auch so).
Sofern allerdings – horribile dictu – eine Vorlauftemperatur von 70°C in dem Haus tatsächlich notwendig wäre und man da auch nichts machen kann, würde ich ein Hybridsystem durchaus ernsthaft in Betracht ziehen. Die WP kann dann in einem für sie vernünftigen Temperaturbereich mit brauchbaren Arbeitszahlen laufen und trotzdem 80 oder 90% des Jahreswärmebedarfs abdecken. Die Heizung an kalten Tagen (und im Winterhalbjahr auch die gesamte Warmwasserbereitung) würde ich dann der Gastherme überlassen, die bei Dir ohne Weiteres noch 15 Jahre funktionieren sollte.
Übrigens: In der Rechnung wurde ein Strompreis von 30 ct/kWh angesetzt. Erkundige Dich doch mal, welche Wärmepumpen-Stromtarife in Deiner Gegend angeboten werden: Ich halte es für möglich, dass Du damit für die WP auf 20 ct/kWh runterkommst. Nach der Aussage von Neuendorfer kann man solche Tarife mit Hilfe einer geeigneten Zähleranordnung auch nutzen, wenn man für den WP-Betrieb eigenen PV-Strom einsetzen möchte.
Ich für mich mit PV, Speicher, E-Auto und Wärmepumpe habe ausgerechnet, dass ich mit einem Wärmepumpentarif HT/NT sowie einem normalen Haushaltsstromtarif abgerechnet über eine Kaskadenmessung mit Eigenverbrauch für WP und Haushaltsstrom (derzeit) am günstigsten fahre.
Kannst Du das Zählerschema dafür mal hier einstellen, bzw. wo kann man das finden? Und ist das ein von den Netzbetreibern anerkanntes Schema (z.B. nach irgendeiner Norm), auf das man verweisen kann wenn man so etwas einbauen möchte, oder muss man da bei NB oder Versorger drum kämpfen?