Wirtschaftlichkeit BHKW - wie am besten berechnen?

  • Daran anschließend kommt mir auch noch eine Frage: Auf wie viel beheizte Quadratmeter verteilen sich eigentlich die 30.000 kWh Wärmebedarf, zu schweigen von den 4.500 EUR Gaskosten? Insbesondere für ein (an sich energetisch günstiges) Reihenmittelhaus erscheint mir das sehr hoch.

    Wenn Du also jetzt Wirtschaftlichkeitsrechnungen für zukünftige Heizsysteme anstellst, solltest Du aus meiner Sicht auch mal kalkulieren, was es kostet, das Haus energetisch zu sanieren. Es muss ja nicht gleich KfW55-Standard sein, aber bei mehr als 4.000 EUR Gaskosten sollte da auch mit kostenoptimierten Maßnahmen einiges an Ersparnis drin sein. Staatliche Zuschüsse gibt's dafür auch. Auf eine Wärmepumpe kannst Du dann später in aller Ruhe immer noch umsteigen, wenn die Entwicklung der Strom- oder Gaspreise dafür spricht. Aber es kann sein, dass die WP dann nur noch halb so groß sein muss.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Die Gasabschläge wurden vom Versorger so hoch angesetzt, weil für 2024 der Gaspreis erhöht und die CO2-Abgabe addiert wurde. Ich hoffe, wir bekommen davon auch wieder einen größeren Betrag zurück, denn der Wärmebedarf hat sich über die Jahre nicht verändert. Wir haben 2012 bereits 3-fach-verglaste Fenster eingebaut. Da kamen 2018 und 2019 im Rahmen von Umbauten nochmals weitere Fenster mit 3-fach-Verglasung hinzu, so dass wir jetzt nur noch im EG einen Wintergarten mit 2-fach-Verglasung haben.

    Das Haus wurde in den frühen 80er-Jahren mit Poroton gebaut. Darauf ist eine 4 cm dicke Styropor-Isolierung. Wir haben ca. 250 m² Wohnfläche. Der Dachspitz ist nicht isoliert, die Kellerdecke ebenfalls nicht. Lt. Verbrauchsvergleich des Energieversorgers liegen wir mit unserem Verbrauch bis 2021 (2.100 m³ bis 2.900 m³) in einem günstigen Bereich. Nur mit der Brennstoffzelle lagen wir 2022 (3.992 m³) und 2023 (3.238 m³) nicht mehr im günstigen Bereich, aber das hat sich seit September 2023 mit deren Totalausfall erledigt. Jetzt muss sich zeigen, wie es 2024 aussieht, seit die Brennwerttherme nun alleine den Wärmebedarf für Heizung und Warmwasser deckt. Auf Basis der Verbräuche von Januar bis einschl. Oktober 2024 würden wir hochgerechnet bei ca. 2.000 m³ Erdgas für das ganze Jahr landen. Das wird aber sicher noch etwas mehr sein, da im November und Dezember der Wärmebedarf immer nochmals ansteigt.

  • Lt. Verbrauchsvergleich des Energieversorgers liegen wir mit unserem Verbrauch bis 2021 (2.100 m³ bis 2.900 m³) in einem günstigen Bereich.

    Auf Basis der Verbräuche von Januar bis einschl. Oktober 2024 würden wir hochgerechnet bei ca. 2.000 m³ Erdgas für das ganze Jahr landen. Das wird aber sicher noch etwas mehr sein, da im November und Dezember der Wärmebedarf immer nochmals ansteigt.

    Wenn Du linear hochgerechnet hast, wäre der Verbrauch für die ersten zehn Monate bei ca. 2000/12*10= 1.667 m3 gelegen. Tatsächlich fallen im November und Dezember statistisch ca. 28% des Jahresverbrauchs an. Damit würdest Du im Gesamtjahr 2024 auf etwa 1.667/0,72= 2.315 m3 bzw. 23-24.000 kWh kommen. Das Jahr 2024 war wärmer als der Durchschnitt der letzten zehn Jahre, aber angesichts des Klimawandels schätze ich, dass Du auch langfristig kaum mehr als 25.000 kWh/Jahr bzw. 100 kWh/m2 verbrauchen wirst. Das ist für ein RMH nicht überragend, aber in der Tat besser als der Durchschnitt. Für Wirtschaftlichkeitsrechnungen zu verschiedenen Heizungssystemen würde ich den Wärmebedarf jedenfalls nicht höher als 25.000 kWh/a ansetzen. Für ein BHKW wäre das schon sehr knapp. Eine gute Wärmepumpe dürfte dafür kaum mehr als 7.000 kWh Strom verbrauchen, insbesondere wenn Du WP-freundliche Vorlauftemperaturen im Heizkreis hättest. (Ein hydraulischer Abgleich sollte ja für die BZ-Förderung schon gemacht worden sein.)

    Wenn Du im Haus noch was machen willst: Die Isolierung der Kellerdecke bringt zwar nur ca. 6% Wärmeeinsparung, lässt sich aber für vergleichsweise kleines Geld oder sogar in Eigenleistung machen, und ist wegen der dann niedrigeren Kellertemperatur auch gut für den Wein. Das Dach muss man nicht isolieren wenn dort keiner wohnt, aber dann sollte die darunter liegende Decke gut isoliert sein. Die in den 80er Jahren glaube ich noch vorgeschriebenen 10 cm sind zu wenig. Auch das kann man aber i.d.R. mit Hartschaumplatten und Brettern oder Holzfaserplatten drauf gut selbst machen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Beispiel: Das neoTower 3.3 erzeugt bei Nennlast 3,3 kW(el) und 8,2 kW(th). Der Energieeinsatz (Hi) wird mit 11,43 kW angegeben. Weil Du aber Deinem Versorger nicht Heizwert (Hi) sondern Brennwert (Hs) zahlst, liegt der Gasverbrauch pro Vollbetriebsstunde in Wirklichkeit bei ca. 12,7 kWh (Hs).

    Woher haben Sie den Energieeinsatz mit 11,43 kW (Hi) und 12,7 kW (Hs)? Ich sehe im Datenblatt nur die Gasanschlussleistung mit 11,2 kW (Hi). Und wie leite ich daraus den Wert für Hs ab?

    Ich habe dazu das hier gefunden: Brennwerteffekt. Demnach rechne ich Hi * 1,11, um Hs zu kennen, richtig?


    So, nach weitergehender Berechnung einschl. Gasverbrauch und mit 25.000 kWh Wärmebedarf lässt sich keines der drei Modelle wirtschaftlich betreiben. Bei einem Stirling-BHKW sah das ganz anders aus. Ich hätte erwartet, dass sich auch ein BHKW mit Verbrennermotor wirtschaftlich betreiben lässt, aber da schlagen die höheren Wartungskosten und die steigenden Gaskosten voll durch.

    Damit dürfte sich das Thema BHKW erledigt haben und ich schaue mir mal an, ob eine Wärmepumpe tatsächlich Sinn macht. Die genannten 7.000 bis 8.000 kWh zusätzlicher Stromverbrauch würden selbst beim aktuellen normalen Strompreis eine Einsparung von ca. 1.700,00 EUR im Vergleich zu den Gaskosten pro Jahr ergeben.


    Wenn jemand hier mal meine Berechnung prüfen könnte, wäre ich sehr dankbar und stelle diese gerne zur Verfügung.

    4 Mal editiert, zuletzt von TheExpert (27. November 2024 um 15:40) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von TheExpert mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Woher haben Sie den Energieeinsatz mit 11,43 kW (Hi) und 12,7 kW (Hs)? Ich sehe im Datenblatt nur die Gasanschlussleistung mit 11,2 kW (Hi). Und wie leite ich daraus den Wert für Hs ab?


    Ich habe dazu das hier gefunden: Brennwerteffekt. Demnach rechne ich Hi * 1,11, um Hs zu kennen, richtig?

    In dem mir vorliegenden (schon etwas älteren) Datenblatt steht der Energieeinsatz in kWhHi in der fünften Zeile (in der angehängten Kopie markiert).

    Die Umrechnungsmethode mit Hs = 1,11*Hi stimmt, so habe ich auch gerechnet.

    Dateien

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  • sailor773:

    Vielen Dank. Diese Zeile entspricht der Gasanschlussleistung aus dem evtl. neueren Datenblatt, das ich gestern von RMB heruntergeladen habe und für den neoTower 2.0 ist der Wert identisch, aber bei den größeren Anlagen reduziert worden:

    Jetzt kommt es aber auch nicht auf die Kommastelle genau an. Das Ergebnis wird dadurch nicht so viel anders werden, dass eines der BHKWs plötzlich wirtschaftlich wird.

  • Sehe ich auch so.

    Dass Du Dich jetzt zu einer Wärmepumpe kundig machst ist zweifellos die richtige Entscheidung. In unserem Haus (Wärmebedarf 26.000 kWh, mit PV-Anlage) werden wir – trotz demnächst zweier E-Autos – auch eine WP einbauen, wenn unser Stirling-BHKW eines Tages irreparabel ausfällt.

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    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Das ging jetzt schnell: Gestern am späten Abend habe ich meine Anfrage an den Installationsbetrieb wg. einer Wärmepumpe geschickt und heute Nachmittag habe ich zu meiner großen Überraschung schon eine Berechnung vorliegen.

    Mir wurde eine Hybrid-Lösung mit Einbeziehung der vorhandenen Gasbrennwerttherme vorgeschlagen, wobei die Wärmepumpe bereits so ausgelegt ist, zukünftig den alleinigen Heizbetrieb übernehmen zu können. Es handelt sich um eine Luft-Wasser-Wärmepumpe von Buderus: WLW-10 MB AR mit R290 (Propan). Das wurde auch hier im Verlauf der Diskussion empfohlen.

    Lt. der Berechnung von Buderus liegt der Stromverbrauch bei 7.615 kWh / Jahr. 17.385 kWh / Jahr kommen kostenfrei aus der Umgebungstemperatur. Das entspricht auch den Voraussagen hier im Verlauf der Diskussion.

    Die voraussichtliche Ersparnis würde demnach wie folgt aussehen:

    Und hier sind noch ein paar weitere Kennzahlen:

    Passt das so? Wäre das die richtige Auslegung für eine Wärmepumpe? Diese würde an den vorhandenen 800 l Pufferspeicher angeschlossen werden, der sowohl Trinkwasser als auch Heizung mit Wärme versorgt.

    Die Vorlauftemperatur müsste von derzeit 70° C (lt. Inbetriebnahmeprotokoll von Brötje vom Dezember 2021 und ich weiß nicht, ob diese mal im Rahmen einer Wartung reduziert wurde) auf 55° C reduziert werden. Den hydraulischen Abgleich hatten wir schon 2012 gemacht, als der Sanevo WhisperGen (Sterling-BHKW) installiert wurde. Seither wurde an der Anlage nichts mehr verändert, so dass wir diesen hydraulischen Abgleich auch für die Brennstoffzelle so übernommen haben. Ob der noch so passt, wenn wir eine Wärmepumpe installieren würden, muss sich zeigen. Aber nach mittlerweile 12 Jahren kann das vermutlich auch nicht schaden.

    Freue mich über Ihre Rückmeldungen hinsichtlich der angebotenen Wärmepumpe. Vielen Dank für die Unterstützung.

  • Freue mich über Ihre Rückmeldungen hinsichtlich der angebotenen Wärmepumpe. Vielen Dank für die Unterstützung.

    Es gibt dazu sicherlich viele unterschiedliche Meinungen. Grundsätzlich bin ich für ein bivalentes System, jedoch bei Dir macht es keinen Sinn.

    Relevant ist, die gute Verfügbarkeit des Werkskundendienst und das viele Handwerksfirmen Service in der Stadt anbieten. Wir haben uns aus diesem Grund für eine Vaillant entschieden, ebenfalls mit Propan als Kältemittel.

    Berücksichtige bitte auch, dass normalerweise täglich die WP 6 h lang in der Sperre ist, d.h. vom Netzbetreiber gesperrt wird.

    Ich gehe davon aus, dass ein bivalentes Heizsystem Kaminfeger und Gasgrundkosten, sowie Wartung für die Therme etc. kostet, d.h. ich würde sie wegmachen und monovalent mit der WP arbeiten. Dazu sollte die Wärmeleistung nicht unter 12 kW liegen, auch hier musst Du die Vorlauftemperatur berücksichtigen, welche bei 55 Grad ( die macht die verlinkte mit einem lächeln ) jedoch geht die Leistungszahl (Wirkungsgrad ) und die Ausgangsleistung zurück.

    Unter Berücksichtigung der Sperrzeit, der Abtauvorgänge besonders um die 0 Grad, würde ich die Leistung nicht kleiner als die verlinkte die Platz 3 bei dem Stiftung Warentest bekam, wobei die ersten drei alle beieinanderlagen.

    Option Brennwertheizung, ich kenne die Installation nicht, eine rein theoretische Möglichkeit wäre, diese bei Frost udn als Ausfallsicherheit zu lassen und z.B. mit Propangasflaschen zu bereiben um die recht hohen Gasgrundkosten zu vermeiden.

    Ob diese überhaupt wieder eingesetzt wird, kann ich Dir nicht sagen, im Falle eines Defekt der WP oder bei Frost ( 10 Tage im Jahr ? ) kann es Sinn machen. Die Gasgrundkosten liegen normalerweise bei ca. 250 € / jahr würde ich nicht ausgeben.

    Hydraulik, ich würde die Heizkreise mit einem Dreiwegeventil ansteuern und bis auf z.B. Aussentemperaturen von +5 Grad von der Wärmepumpe nicht über den Wärmespeicher in die Heizkreise fahren sondern direkt und mit einer niedrigeren Temperatur. Hier reichen 35 Grad um das Haus zu beheizen, was den WIrkungsgrad positiv beeinflusst und Dir sicherlich 100 - 300 € im Jahr spart. Warmwasser mit einer Frischwasserstation machen.

  • Dachsfan:

    Danke für die ausführliche Antwort. Ich wollte jetzt aber nicht die ganze Anlage umbauen. Und so richtig verstanden habe ich jetzt auch nicht alles. Hört sich aber recht komplex an, zumindest mit der +5° C Regelung, die die Wärmepumpe dann direkt in den Heizkreis einbindet und nicht an den Pufferspeicher. Und was ist bei unter +5° C?

    Für Warmwasser gibt es eine kleine, recht kostengünstige Wärmepumpen-Option. Davon hatte mir der Kundendienst-Techniker von Brötje erzählt. Aber nur für die Heizung macht ein 800 l Pufferspeicher dann auch keinen Sinn, oder? Vor allem dann nicht, wenn ich die Wärmepumpe direkt in den Heizkreislauf integriere - also nicht über den Pufferspeicher gehe. Und wo schließe ich dann die Gasbrennwerttherme an, die ich dann als Notfallsystem oder möglicherweise erforderlichen Spitzenlastkessel betreiben könnte - obwohl die fixen Grundkosten dafür schon recht hoch sind, so dass tatsächlich die Überlegung wäre, diese Anlage abzubauen.

    Zitat

    Berücksichtige bitte auch, dass normalerweise täglich die WP 6 h lang in der Sperre ist, d.h. vom Netzbetreiber gesperrt wird.

    Wie wird dann der Wärmebedarf im Haus sichergestellt, wenn die Wärmepumpe nicht läuft? Dann muss ich ja doch über einen Pufferspeicher gehen, der dann für diese 6 Stunden Wärme abgeben kann. Und erfolgt die Abschaltung in den Nachstunden, wo die Heizkörper sowieso auf Nachtabsenkung laufen?

    Von Buderus habe ich auch die Hydraulik-Schemata für den bivalenten und den monovalenten Betrieb vorliegen. Da kenne ich mich aber nicht mit aus.