Erneuerbare Energie - unbezahlbar?

  • Etwas provokant der Titel, aber er gliedert seine Rechnung eigentlich nachvollziehbar auf:

    [media]https://youtu.be/3uewqFLqXr4?t=46[/media]

    Man kann jetzt natürlich die Netzkosten auf die kalkulierte Lebensdauer verteilen, aber Tatsache ist:

    Das Geld brauchen wir JETZT um diese zu bauen - d.h. wenn die über Schulden finanziert werden, wird alleine der Zinseffekt auch hier wieder einiges an Kosten verursachen.

  • sorry, aber den Neubau von Gaskraftwerken kann ich nicht seriös auf den Preis der Erneuerbaren rechnen.

    Sondern?
    Wenn die EE rund um die Uhr laufen würden, wären die ja unnötig - ging ja bei Atom- u. Kohle auch ohne.

    Somit ist das nichts anderes als BackUp - ansonsten würde es in der Nacht manchmal ziemlich finster...


    Glaubt den jemand, dass der Atomausstieg und Kohleausstieg Kostenneutral abläuft ?

    Natürlich nicht!

    Hat ja schon immer geheißen, für den Gegenwert einer Kugel Eis...

    [media]https://youtu.be/eqgbbSDS59g[/media]

    Einmal editiert, zuletzt von Solardachs (23. August 2023 um 08:45) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Solardachs mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Sauber aufgegliedert ist die Rechnung schon, aber das bedeutet nicht dass sie richtig ist.

    Wenn ich in der Eile richtig mitgeschrieben habe, so enthält die Rechnung folgende Posten:

    • Gestehungskosten EE 7,5 ct/kWh: Dürfte in der Zukunft weniger werden, aber lassen wir das mal so stehen.
    • Redispatch-Kosten 2,4 ct/kWh: Die Höhe habe ich nicht nachgeprüft, aber die Zuordnung ist grundsätzlich OK. Man müsste eigentlich noch checken, wie viel von diesem Redispatch-Bedarf auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass insbesondere Braunkohle-Kraftwerke, aber auch manche Gaskraftwerke, selbst bei extremem EE-Überschuss aus technischen Gründen weiter im GW-Bereich Strom produzieren. Aber lassen wir das mal so stehen.
    • Beim Netzausbau ist zwar die Zuordnung auf die EE korrekt, aber man muss dabei selbstverständlich die Kosten auf die Lebensdauer verteilen (würde man das bei Investitionen nicht so machen, dann hätte beispielsweise Atomstrom in den 1970er Jahren mehrere DM pro kWh gekostet). Nimmt man die Zahlen aus dem Video (die ich nicht überprüft habe), so sind in den nächsten 15 Jahren insgesamt 205 Mrd EUR für Übertragungsnetze plus 42 Mrd EUR für Verteilnetze geplant. Outdoor-Stefan verteilt nun diese Zahl auf die ca. 15 Jahre des Netzausbaus bis 2037 und kommt damit auf Kosten von insgesamt 9,2 ct/kWh EE-Strom. Netzinvestitionen werden aber über 40 Jahre abgeschrieben, also muss man diese Zahl von vornherein auf 9,2*15/40= 3,45 ct/kWh umrechnen. Hinzu kommt ein weiterer Fehler, nämlich dass er diese Kosten auf die aktuelle EE-Erzeugung bezieht. Der Netzausbau findet aber im Hinblick auf die Verhältnisse von 2037 ff statt, wo man vereinfacht mit einer doppelt so hohen EE-Stromerzeugung rechnen kann. Aus den o.g. 3,45 ct/kWh werden somit 1,725 ct/kWh. Richtig ist, dass man Zinsen hinzurechnen muss, und zwar vereinfacht auf den halben Investitionsbetrag über 40 Jahre. Nimmt man eine Kapitalverzinsung von sechs Prozent an, so ergibt dies pro Jahr zusätzlich (1,725*0,5*0,06=) 0,052 ct/kWh, zusammen also 1,8 ct/kWh.
    • Die EEG-Kosten sind mit 14 ct/kWh der dickste Brocken in der Rechnung. Dumm nur, dass diese Kosten in der Rechnung nichts zu suchen haben, weil sie auf Entscheidungen der Vergangenheit zurückzuführen sind. Selbst wenn wir (was Outdoor-Stefan wahrscheinlich für richtig hielte) den EE-Bau mit sofortiger Wirkung einstellen würden, liefen diese Kosten weiter – wenn auch mit stark fallender Tendenz. Spielt aber so oder so keine Rolle, da diese Kosten für die Zukunft nicht entscheidungsrelevant sind. (Ansonsten müsste man im Gegenzug auch bei der konventionellen Stromerzeugung z.B. die Kohle- und Atomsubventionen der 50er Jahre bis 2018 sowie die Atom-Entsorgungskosten draufschlagen – möchte nicht wissen was da rauskäme). Für aktuell neu gebaute EE-Anlagen ist die Differenz zwischen Gestehungskosten und Marktpreis bei PV nahe Null und bei Wind negativ. (Bei Biomasse ist das mit 12-20 ct/kWh anders, aber hier sind die Ausbauzahlen nur noch sehr gering.) Fazit: Wenn man korrekt rechnet, so dürfen in diesem Posten nur die marginalen EEG-Kosten stehen bleiben, die für ab 2024 neu gebaute EE-Anlagen anfallen. Der Betrag dürfte unterm Strich weit unter 1 ct/KWh liegen, mit sinkender Tendenz. Deshalb erlaube ich mir, ihn in dieser Überschlagsrechnung mit Null anzusetzen.
    • Und dann waren da noch die Gaskraftwerke für die Residuallast, die er mit 3,5 ct/kWh ansetzt. Auch hier muss man Outdoor-Stefan insoweit zustimmen als diese Kraftwerke nur wegen des Umstiegs auf EE notwendig sind und die Kosten deswegen der EE zuzurechnen sind. Aber auch hier hat er wieder eine Aufteilung auf 15 Jahre vorgenommen und die Kosten lediglich auf die aktuelle EE-Erzeugung verteilt. Ersteres mag angesichts der kürzeren AfA für solche Anlagen gerade noch angehen, aber mit einer Verteilung der Kosten auf die zukünftige doppelte EE-Menge kommt man hier auf 1,75 ct/kWh. Rechnet man zusätzlich auch hier wieder sechs Prozent Kapitalkosten auf die halbe Investitionshöhe, so ergeben sich zusätzlich (1,75*0,5*0,06=) 0,0525 ct/kWh, zusammen also auch hier 1,8 ct/kWh.

    Fazit: EE-Strom wird uns – wenn man die Rechnung gerade zieht – in den nächsten Jahren zwar nicht 7,5 ct/kWh kosten, aber auch nicht 36,7 ct/kWh, sondern ungefähr (7,5 + 2,4 + 1,8 + 1,8 =) 13,5 ct/kWh. Sicher kein Pappenstiel, aber kaum mehr als beispielsweise die Gestehungskosten für Strom aus neuen Kernkraftwerken wie Flamanville. Nachdem für EE-Strom (anders als für Gas-, Kohle- oder Atomstrom) in den nächsten Jahren weiter sinkende Gestehungskosten zu erwarten sind, wird uns das jedenfalls nicht umbringen.

    Viessmann Vitotwin 300-W (1 kWel, 6 kWth) seit 2012

    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

    5 Mal editiert, zuletzt von sailor773 (24. August 2023 um 16:17) aus folgendem Grund: Schreibfehler beseitigt & Klarstellungen

  • Der Unsinn ist nicht so groß - zumindest liefert er nachvollziehbare Zahlen aus seriösen Quellen und nicht nur Behauptungen!

    Natürlich kann man über die Verteilung der Kosten auf der Zeitachse streiten, nur Fakt ist:

    Unser Stromnetz hat über Jahrzehnte zuverlässig seinen Dienst getan und der nötige Kapazitätszuwachs auf der Abnehmerseite wäre oftmals durch rein softwaremäßige Regelung locker zu stemmen. Gerade ältere Häuser die mal mit Nachtspeicheröfen geheizt worden sind, haben oft die besten Vorraussetzungen für eine WP oder ein eMobil.

    Wer natürlich meint, ein Industrieland mit Flatterstrom von der Nordsee versorgen zu können löst ganz andere Probleme aus.

    Und die werden immer offensichtlicher!

    Gerade die Kombination PV + BHKW (Gas o. Öl) wäre eine absolut unschlagbare Kombination - eventuell auch noch ein kleiner Speicher dazu.

    Nur ist das politisch nicht erwünscht, lieber holzt man hektarweise Wälder ab um darin tausende von Kubikmeter Beton zu versenken.

    Diese Fundamente bis teilweise in 25 Meter tiefe wird vermutlich nie wieder jemand beseitigen.

    Der Schutz der Umwelt und des Klimas fordert eben seinen Tribut...

  • Ich finde es sehr schön, dass Sie valide und nachvollziehbare Zahlen verwenden. Schade, dass Sie diese teilweise verfremden durch Michmädchenrechnungen.

    Die Gaskraftwerke ersetzen an der Stelle ja auch Kohle und Kernkraftwerke, die ebenfalls nicht ohne Kosten weiter gelaufen wären. Auch kann eine Investition wie zum Beispiel der Netzausbau nicht auf den Investitionszeitraum gerechnet werden, sondern muß seriös auf die voraussichtliche Laufzeit verteilt werden. Der regionale Netzausbau kann meiner Ansicht nach ebenso nicht verwendet werden, weil dieser nicht alleine den erneuerbaren Energien sondern dem E-Autoausbau und dem Ausbau der Wärmepumpen zugerechnet werden muß.

    Langfristig sind die Erneuerbaren wahrscheinlich tatsächlich nicht teurer als unser bisheriges System. Bei den Kernkraftwerken wurde eine theoretisch notwendige Versicherung z.B. auch nie eingepreist. Und die Folgen unserer bisherigen Energieversorgung wurden ebenfalls nie in Euro umgerechnet.

  • Gerade ältere Häuser die mal mit Nachtspeicheröfen geheizt worden sind, haben oft die besten Vorraussetzungen für eine WP oder ein eMobil.

    Glaub' ich nicht. Ältere Häuser mit Nachtspeicheröfen sind oft schlecht gedämmt und verfügen niemals über eine Zentralheizung. Der Umbau auf eine Wärmepumpe wird in so einem Fall besonders aufwändig. Was man unter dem neuen GEG stattdessen sinnvollerweise machen kann weiß ich nicht (Einzel-Klimaanlagen? Nur besonders gut dämmen und sonst nix gemäß §71d GEG neu?). Aber als "beste Voraussetzungen für eine WP" würde ich das nun wirklich nicht bezeichnen.

    E-Mobile haben m.E. gute Voraussetzungen nur wenn man in der Vorstadt wohnt oder auf dem Land. Dort sind m.E. (von reinen Sommer- oder Wochenendwohnungen abgesehen) ältere Häuser mit Nachtspeicherheizung eher selten – ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

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    PV-Anlage 8,45 kWp (65 x Solarworld SW 130poly Ost/Süd/West, SMA 5000 TL und 3000) seit 2010

    Solarthermie Viessmann Vitosol 300 Vakuumröhren 13,8 qm (Vorgänger Flachkollektoren 14 qm 2004-2021, davor 8 qm 1979-2003)

  • Diese Fundamente bis teilweise in 25 Meter tiefe wird vermutlich nie wieder jemand beseitigen.

    Die stören so sehr wie ein Fels an der Stelle. Ich würde die auch nur dann beseitigen, wenn ich an der Stelle etwas anderes bauen wollte...

    Flatterstrom, au weia. Hat da die AfD-Propaganda Wirkung gezeigt? Natürlich muss man bei Wind und Solar mehr installierte Leistung vorhalten als bei einem thermischen (oder per Wasserkraft betriebenen) Kraftwerk. Na und? Schau bitte mal die Strom-Erzeugungskosten für Erneuerbare nach. Selbst wenn ich 100% Überkapazität bei erneuerbarer Energie habe, ist der 'Flatterstrom' immer noch günstiger als nuklear oder durch Verbrennung erzeugter Strom.

    Und das sage ich als Kernkraft-Fan, weil ich die Leistungs- und Energiedichte der Kernkraft einfach unschlagbar gut finde. Aber das ist trotzdem kein Grund, Erneuerbare nicht zu nutzen. Weil Erneuerbare so unschlagbar billig sind.

    Was ist denn die Alternative? Jammern, dass die Erneuerbaren so teuer sind und an Kohle festhalten? Der Gau passiert doch jetzt gerade, in jedem Moment. Wir haben die letzten Tage tagsüber dauerhaft 32°C aufwärts. Wenn wir weltweit so weiter machen, sind es bald 37°C aufwärts...


    Komischerweise ist mein Kommentar zu dem YouTube Video nicht mehr da.... Ich habe den Text von Sailor daher mal als Zitat und nicht als Link eingefügt...